Vom Betreiber zum Systemanbieter: VW prüft Teilverkauf von Moia

Die Plattform soll den Standard setzen, nicht der Hersteller: Kein Vierteljahr nach Verkündung der strategischen Partnerschaft zwischen VW Moia und Uber verkündet der Tech-Gigant den Kauf von 20.000 Robotaxis bei Lucid. Ihr Fahrsystem wird auf die Uber-Plattform maßgeschneidert; Illustration: Uber

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung soll einem strategischen Partner ein Anteil an der Tochter Autonomous Driving Mobility and Transport (ADMT) und damit am Fahrdienstleister Moia angeboten werden. Eventuell kommt auch ein Finanzinvestor in Betracht. Unterdessen bekunden Uber und Lyft den Willen, die weltweit führende Plattform für autonome Personenverkehrsdienste aufzubauen.

VW-Chef Oliver Blume hat die Linie vorgegeben, die Kontrolle über ADMT und damit über Moia zu behalten, meldet das Manager-Magazin unter Berufung auf Marktkreise und Kontakte in den VW-Konzern. Der Vorstandsvorsitzende hatte dem Blatt in einem Interview im April gesagt, er wolle die VW-Beteiligungen neu sortieren. Dabei würden Komplettverkäufe ebenso geprüft wie Partnerschaften.

Moia treibt nach eigenen Angaben „die strategische Neuausrichtung vom Betreiber hin zu einem Technologie- und Systemanbieter für autonome Mobilitätslösungen konsequent voran“. Ziel sei es, öffentlichen und privaten Mobilitätsanbietern skalierbare, sichere und schlüsselfertige Gesamtlösungen für autonome Mobilitätsangebote anzubieten.

Zu dieser Strategie passt das eigenwirtschaftliche Engagement in Hannover nicht mehr. „Vor diesem Hintergrund wird Moia keine neue Konzession für den Service in Hannover beantragen“, teilte die VW-Tochter mit. Überraschend hat Moia den Betrieb in der niedersächsischen Landeshauptstadt bereits zum 18. Juli 2025 kurzfristig eingestellt.

ADMT-Chef Christian Senger hat die neue Moia-Strategie jüngst bei einer Topmanagementkonferenz vorgestellt. Volkswagen biete das Auto, die Flottensteuerung, die nötige Software und Sensorik. Das, so seine Botschaft, habe sonst niemand. „Eine Story, wie gemacht für Investoren“, analysiert das Manager-Magazin.

Uber verlangt AV-Fahrzeuge, maßgeschneidert zur eigenen Plattform

VW ADMT hatte im April eine strategische Partnerschaft mit Uber in Sachen Robotaxis geschlossen. Wie stark Uber auf die fahrerlose Zukunft setzt, hat der Tech-Riese am 17. Juli 2025 bekannt gegeben. In den nächsten sechs Jahren würden mindestens 20.000 Robotaxis „in Dutzenden von Märkten weltweit“ beim Fahrzeughersteller Lucid bestellt.

Das Fahrsystem stammt von Nuro und wird laut Uber auf die Uber-Plattform maßgeschneidert. „Autonome Fahrzeuge bergen ein Riesenpotenzial für die Wende zum Besseren in unseren Städten“, erklärte Uber-Chef Dara Khosrowshahi bei dieser Gelegenheit.

Lyft plant mit Benteler den Aufstieg zum Industriestandard

Die Uber-Konkurrenz Lyft ist am 25. Juli 2025 nachgezogen und meldet eine strategische Partnerschaft mit Benteler Holon. Ziel sei es, im Markt der Sammeldienste „das weltgrößte hybride Netz“ aufzubauen, in dem autonome und fahrerbediente Fahrzeuge im Mischbetrieb eingesetzt würden. Die Fahrzeuge sollen zunächst am Standort in Jacksonville/Florida entstehen.

An Benteler Mobility schätzt Lyft nach eigenen Angaben nicht nur die Expertise eines weltweiten Automobilzulieferers mit hoher Finanzkraft, sondern auch den Zugriff auf eigene Flotten. Die Partner bei Benteler hätten „den Ehrgeiz, solche Fahrzeuge im großen Stil zu besitzen und zu betreiben, nicht nur zu bauen“, lobte der zuständige Lyft-Vize Jeremy Bird in einer schriftlichen Stellungnahme. Das sei in dieser Industrie eine Seltenheit, komme aber den Ambitionen von Lyft entgegen, sich im AV-Markt rasch und nachhaltig zu etablieren.

Laut Lyft beinhaltet die strategische Partnerschaft, dass Benteler Trading International, eine Schwesterfirma von Benteler Mobility, die Fahrzeuge besitzen und „zig Millionen Dollar für die künftige Expansion der AV-Flotte“ bereitstellen wird. Nach und nach sollen es „Tausende“ Shuttles werden. Lyft strebt an, das eigene System zur „Plattform der Wahl“ für die Hersteller und Betreiber von AV-Flotten auszubauen.

Trump-Regierung drängt auf US-Spitzenstellung bei AV/AD

Zu den Anstrengungen von Uber und Lyft kommen neue Versprechungen von Tesla-Chef Elon Musk. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen kündigte er am 23. Juli 2025 an, zum Jahresende könne man voraussichtlich für die Hälfte der US-Bevölkerung autonome Fahrten anbieten, „die Zustimmung der Behörden vorausgesetzt“.

Die Entwicklungen sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die US-Regierung Autonomous Driving (AD) beziehungsweise Autonomous Vehicles (AV) als Schlüsseltechnologie versteht, bei der man die globale Spitzenstellung anstrebt. „Die Trump-Regierung hat begriffen, dass wir Kopf an Kopf mit China um die Innovationsführung wetteifern, und der Einsatz könnte nicht höher sein“, erklärte Verkehrsminister Sean Duffey im April 2025.

Anlass war die Vorstellung eines neuen Regulierungsrahmens für AV durch die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA). Das Ziel ist erstens die Innovationsförderung durch Deregulierung bei unverändert hohen Sicherheitsstandards. Bislang regelt das Automated Vehicle Exemption Program (AVEP) Sonderbetriebserlaubnisse für importierte AV-Fahrzeuge. Diese Bestimmungen werden nun auch auf US-Erzeugnisse angewandt.

Zweitens will Trumps Verkehrsminister einen starken nationalen Zulassungsstandard etablieren, um so einen Flickenteppich von bundesstaatlichen Einzelregulierungen zu verhindern. Angesichts der Entwicklungskosten und der zersplitterten europäischen und innerdeutschen Anstrengungen setzt sich der VDV für ein Bundes-, besser noch ein EU-Projekt zum Autonomous Driving im ÖV ein. (msa)

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