Schlechte Erfahrungen mit Erhöhung

Seit der Erweiterung im Juli 2024 sind die Bussi-Shuttles täglich und in Gesamt-Essen unterwegs; Foto: Ruhrbahn
Im Bereich der Essener Kernstadt 2021 gestartet, wurde Bussi seither zeitlich und räumlich schrittweise erweitert. „Zuerst waren es Freitag und Samstag, dann haben wir den Donnerstag als Probewerktag hinzugenommen“, betonte jüngst auf einem Hamburger Fachsymposium von TU Hamburg und HVV zum Thema „On Demand“ Lina Sommer, die bei der Ruhrbahn in der Abteilung Neue Mobilität das Projekt Bussi leitet. „Seit Juli letzten Jahres sind wir täglich und in Gesamt-Essen unterwegs“ – von 19 bis 24 Uhr, wenn in Essen der Takt ausdünnt. Freitags und samstags ist der Dienst bis 3 Uhr verfügbar.“
Bussi sei seit der Erweiterung in allen neu hinzugekommenen Stadtteilen gut angenommen worden. Die Fahrgastzahlen seien durch die Ausweitung gegenüber 2023 um 67 Prozent gestiegen. „Allerdings hatten wir noch mit deutlich mehr gerechnet, einem Drittel mehr“, betonte die Projektleiterin. Eine Ursache für die unter den Erwartungen gebliebenen Werte sieht sie in einem „harten Cut“ bei den Fahrgastzahlen – ein Viertel weniger zum Jahreswechsel –, verursacht wohl durch eine Tariferhöhung per Januar 2025. Bussi sei, so Sommer, ohnehin ein Komfortprodukt. „Wir waren schon immer teuer, aber jetzt sind wir noch teurer geworden.“ Bei der Zuschlagstufe des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) für On-Demand-Angebote ging es zum Januar von plus 40 auf plus 60 Prozent nach oben. „Dieser Schuss ging nach hinten los“, meinte Sommer.
Zudem sieht sie das Ruhrbahn-Bedarfsangebot „sehr stark in Konkurrenz zu Uber“. Deren Fahrzeugflotte werde in Essen auf 120 geschätzt. „Dem stehen unsere Bussi-Fahrzeuge gegenüber mit drei bis zehn in der Höchstauslastung.“ Natürlich bedeute das teils auch längere Wartezeiten, längere Fußwege zu den virtuellen Haltestellen und zumindest bei Gruppenbuchungen etwas höhere Preise. Dennoch mache das On-Demand-Angebot Sinn, betont Sommer. In Essen seien 25 Prozent der Bevölkerung außerhalb eines 300-m-Radius zum Nachtnetz angeschlossen. Der MIV-Anteil habe sich gegenüber 2011 erhöht. „Wir spüren in Essen von der Mobilitätswende so gut wie nichts, außer vielleicht etwas bei den Radanteilen.“ Auch spreche die Ruhrbahn mit Bussi spezielle Personengruppen an. Jede zweite Nutzerin gebe das Sicherheitsempfinden als ausschlaggebend für die Nutzung des Angebots an. Zehn Prozent der Nutzer hätten eine Mobilitätseinschränkung und könnten nun „dank Bussi spontan abends ein Bier trinken gehen, ohne eine Woche im Voraus einen überteuerten Fahrdienstleister zu buchen“. Schließlich fehle laut Sommer ohne das öffentliche On-Demand-Angebot eine „Zugangsregulierung für sozial benachteiligte Gruppen“.
Auch beim Gesamtimage profitiere die Ruhrbahn von Bussi. „Wir schneiden bei Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit mit Bestnoten ab – davon können wir in unserem restlichen Angebot nur träumen“, betonte Sommer. Derzeit sei Bussi bis Ende des Jahres finanziert. Im Dezember werde entschieden, ob es weitergeht. „Wenn dem so ist, möchten wir in Verschränkung mit dem Nachtverkehrsplan die Effizienz noch steigern.“ (dhe)