Gründer nicht mehr Nummer 1

(Wann) Fährt MFB Flixbus an die Börse? Diese Frage bewegt Partner und Wettbewerber.

Klar ist: Eine weitere Kapitalerhöhung ist vollzogen, bis Ende 2017 wird mindestens noch eine folgen. Eifrig wird an der Marke gefeilt (vermutlich bleibt nur Flixbus übrig), wird am Produkt gefeilt (unter anderem an einem Flixtrain) und wird am Personaltableau gefeilt. Die beiden MFB-Gründer Greve und Putsathit scheiden aus der Geschäftsführung, wechseln aber im Beirat (worüber der größte Gesellschafter General Atlantic „sehr froh“ ist). Bei MFB gibt es schon einen neuen Chef.

„Flixbus wird grün“, so lautete die Schlagzeile im Januar 2015 vor der Fusion von Flixbus und Mein Fernbus (MFB). Wir fragten daraufhin: „Wird Grün (also MFB) nun zu Flixbus?“

Nach gut einem Jahr scheint die Marke „Mein Fernbus“ nun aufs Abstellgleis zu rollen. Das Unternehmen wollte auf Rücksprache lediglich bestätigen, dass man bezüglich des Außenauftritts „in einem kreativen Prozess“ stehe. Mehr als ein Jahr nach der Fusion sei nun ein guter Zeitpunkt, im Außenauftritt einiges glattzuziehen und einen Markenrelaunch durchzuführen, sagte Sprecher Gregor Hintz. Eine „komplette Neuaufstellung“ schloss er aus. Starke Indizien deuten aber darauf hin, dass nun auch im Inland die Marke „Mein Fernbus“ ausgedient hat, als da wären:
• Die internationale Expansion – jüngst nach Osteuropa: Der fusionierte Fernbusgigan hat sie von Anbeginn unter der kurzen, griffigen und europäischen Marke „Flixbus“ vorangetrieben.
• Die Anmeldung neuer Webadressen für Flix-Varianten durch EDV-Geschäftsführer Daniel Krauss, darunter Namen wie Flixtrain, Flixcharter, Flixcar und Flixfly.
• Eine Äußerung von Marketinggeschäftsführer André Schwämmlein: Der „Wirtschaftswoche“ sagte er, „auf
kurz oder lang“ werde man auch in Deutschland bei Flixbus landen.
• Die Firmenstruktur: Die Münchner Flixbus GmbH ist zur Muttergesellschaft umgestaltet worden, spätestens
mit dem Gewinnabführungsvertrag vom 11. bzw. 14. Dezember ist die Berliner MFB GmbH nun endgültig zur Filiale mutiert.
• Das neue Personaltableau: Die beiden MFB-Gründer scheiden aus dem operativen Geschäft aus. Panya Putsathit hat dies bereits getan und sowohl die Geschäftsführung bei der Holding als auch bei der Filiale MFB aufgegeben. (Dort ist für ihn Flixbus-Geschäftsentwickler Fabian Stenger nachgerückt.) Für Putsathits Weggefährten Torben Greve ist ein ähnlicher Schritt geplant. Ein Termin steht nach Unternehmensangaben noch nicht fest.

Bei der jüngsten Kapitalerhöhung hat sich der US-Fonds General Atlantic (GA) abermals überproportional engagiert. Der größte Anteilseigner hält nun 35,7 % an der Flixbus-Holding – und hat damals erstmals knapp mehr Anteile als alle fünf Gründer zusammen. Auch Daimler Moovel und weitere Partner haben frisches Kapital bereitgestellt. Mit dem Berliner Martin Köhler (Jg. 1957) ist sogar ein neuer Gesellschafter mit an Bord gekommen. Die MFB-Gründer Greve und Putsathit halten nun jeweils weniger als 3 %, die drei Flixbus-Gründer
zusammen knapp 30 %.

Weitere Kapitalerhöhungen bis Ende 2017 hat die Gesellschafterversammlung bereits grundsätzlich genehmigt und die Entscheidung darüber in die Hand der Geschäftsführung gelegt. Greve und Putsathit scheiden bei Flixbus zwar aus dem operativen Geschäft aus, bleiben dem Fernbus-Marktführer aber als Beiratsmitglieder verbunden. „Wir sind froh, dass beide Herren weiterhin die Gesellschaft bei strategischen Fragestellungen aktiv unterstützen“, kommentierte GA-Sprecher Ralph Geißler den Wechsel gegenüber dem „NaNa-Brief“.

Unterdessen wird im Unternehmen weiter am Produkt gefeilt. Zum 21. Januar startete die Vertriebskooperation mit Leo-Express in Prag. Der Umstieg in die privaten Fernzüge wird durch eine neue Haltestelle am Prager Hauptbahnhof und mit durchgehenden Tickets erleichtert. Auch im Kernmarkt Frankreich wird intensiv an neuen Produkten gearbeitet, etwa Strecken unter 100 km. „Unser Kerngeschäft wird aber der Bus bleiben“, betont Flixbus-Pressesprecher Hintz. Und da hat man noch einiges vor, sowohl was die internationale Abdeckung angeht, als auch hinsichtlich der Attraktivität des Produktes.

Denn die Leistung wird beim Kunden hochgeschätzt – allein der vom Markt akzeptierte Preis erfüllt noch nicht die Vorstellungen des Anbieters. Auch andere Marktteilnehmer klagen, dass die derzeitige Expansion vor allem kostet und kein Gewinn hängen bleibt. Die Messe für Flixbus ist also noch lange nicht gesungen. Im Inland sieht man sich jüngst durch den massiven Netzausbau der neu aufgestellten DB-Fernbustochter Berlinlinienbus (BLB) unter neuen Wettbewerbsdruck gesetzt.

Dazu kommen die Preisaktionen von DB Fernverkehr und die vom Schienengiganten angekündigte Offensive. Und nicht zu vergessen: Auch Postbus dehnt sein Netz Zug um Zug aus. Für die Flixbus-Partner aus dem Mittelstand, die auf höhere Erlöse drängen, sind das keine guten Nachrichten. Sie dürften sich weiter gedulden müssen.

„Das Produkt muss seinen Wert haben“, betont Flixbus-Sprecher Hintz. „Wir sind da auf einem guten Weg.“ in Frankreich hat der dortige Landesgeschäftsführer schon beteuert, dass Flixbus am Erlösteilungsmodell 70:30 festhalten will. (msa)

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