bdo veröffentlicht Konjunkturumfrage
Während sich im Segment Touristik der Positivtrend des vergangenen Jahres fortsetzt, hält im ÖPNV der Negativtrend an. Die Hälfte der Betriebe berichtet von einer unveränderten Lage und knapp ein Drittel von einer nochmals ungünstigeren Entwicklung. Auch für 2025 gehen 40 Prozent der Betriebe von einer schlechteren Geschäftslage aus. Als Grund geben die Unternehmen die unzureichende Finanzierung des ÖPNV an. Obwohl die Betriebe hohe Investitionen in die Antriebswende und den Ausbau ihres Angebots tätigen müssten, würden circa zwei Drittel der Busunternehmen zusätzliche Mittel zunächst für die Erhaltung der Bestandsverkehre einsetzen. Darüber hinaus geben 19 Prozent der Unternehmen an, dass sie 2025 Teile ihres ÖPNV-Angebots einschränken müssen. Beim Fernbusverkehr zeigt sich ein durchwachsenes Bild. Für 2025 erwarten 13 Prozent der Betriebe eine günstigere Entwicklung und 38 Prozent eine ungünstigere Geschäftslage.
Segmentübergreifendes Kernproblem bleibt laut bdo nach wie vor der Fahrpersonalmangel, was die Sonderabfrage nochmals eindeutig belegt hat. 81 Prozent der Betriebe befürchten, dass die Anzahl der fehlenden Fachkräfte in den nächsten zwölf Monaten noch weiter zunehmen wird. Keine grundlose Befürchtung: Bereits derzeit sei mehr als die Hälfte des Fahrpersonals älter als 55 Jahre. Die Anzahl der Rentenabgänge und der neu zu besetzenden Stellen steige daher „massiv“ an. Die Folge: 83 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie die Rentenabgänge nicht mehr nachbesetzen können.
Hauptursachen für die unzureichende Nachwuchsgewinnung ist zum einen der in allen Branchen bestehende Fachkräftemangel, heißt es vom Verband. Zum anderen sei der Berufszugang für interessierte Busfahrerinnen und Busfahrer „enorm bürokratisch“. Grund seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die in Deutschland weit über das EU-Recht hinausgehen. Dies habe zur Folge, dass die deutsche Busfahrausbildung im europäischen Vergleich erheblich langwieriger und teuer ausfällt. Auch die Anwerbung von Fahrpersonal im Ausland scheitere nach Angaben der Busbetriebe an den bürokratischen Hürden. Derzeit geben lediglich 28 Prozent der Unternehmen an, dass sie Fahrpersonal aus dem Ausland beschäftigen. Um dem Fahrpersonalmangel wirksam entgegenzuwirken, befürworten 89 Prozent der Busunternehmen eine Senkung der Ausbildungskosten. 67 Prozent wünschen sich eine Reduzierung der Ausbildungsdauer.
bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard: „Der größte Wunsch der Busunternehmen sind verlässliche, unbürokratische Rahmenbedingungen.“ Insgesamt brauche die Branche zudem Unterstützung bei der Antriebswende, ein Bekenntnis zum D-Ticket sowie eine zukunftsorientierte Finanzierung des ÖPNV. Unerlässlich blieben zudem Reformen bei der Busfahrausbildung. Die Folgen des Fahrpersonalmangels sind bereits derzeit spürbar. Der Gesetzgeber müsse nun dringend entgegensteuern, die hohen Hürden beim Berufszugang abbauen und das EU-Recht 1:1 national umsetzen. „Andernfalls verfällt die Verkehrswende zur Utopie.“ (mab)