Autonomer Bus beginnt mit Messfahrten

Der von Adastec automatisierte Elektro-Midibus Karsan e-Atak zeigt die neue Gestaltung von Linienbussen in der Region Hannover; Foto: Achim Uhlenhut
Wenige Wochen nach Präsentation der Pläne für einen ersten autonomen Linienbus („Albus“) für die Region Hannover ist das zunächst einzusetzende Fahrzeug öffentlich vorgestellt worden. Wie erwartet handelt es sich um einen vollelektrischen Midibus Karsan e-Atak mit E-Antriebskomponenten von BMW. Der Region Hannover ist das Fahrzeug für die mehrmonatige Testphase vom Umrüster und Projektpartner Adastec kostenlos überlassen. Daneben werden Eigenkosten insbesondere für begleitende Gutachten in Höhe von 2,2 Mio Euro angegeben. Das Bundesverkehrsministerium fördert zudem mit weiteren rund 3,7 Mio Euro. Die Projektlaufzeit wurde von Ende 2025 bis Mitte 2027 verlängert. Adastec rüstete den e-Bus für vollautomatisierten Betrieb mit Sensoren, Hard- und Fahrstrategie- Software aus. Betreiber wird die Regiobus Hannover GmbH. Der mit Folien gestaltete Bus zeigt das für den Gemeinschaftsbetrieb mit der Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG verbindliche neue Design samt „Ümo“-Logo.
Region Hannover und Regiobus Hannover sehen sich als Vorreiter und betonen, dass es sich bei Albus um ein „deutschlandweit führendes“ Vorhaben handele, denn „kein anderes Projekt in Deutschland bringt einen autonomen Bus dieser Größe auf die Straße“. Nur in Stavanger (Norwegen) sei seit drei Jahren ein baugleiches Fahrzeug autonom unterwegs. Damit ein solcher Bus auch hierzulande im realen Betrieb auf den Straßen fahren darf, braucht es eine besondere Genehmigung des Kraftfahrtbundesamts (KBA). Diese wurde im Frühjahr erteilt und bezieht sich auf die Automatisierungsstufe Level 4. Bis der Bus aber wirklich autonom fahren kann, muss er zunächst über mehrere Wochen hinweg die zu befahrende Strecke in der Stadt Burgdorf optisch wie datentechnisch exakt einlesen.
Der Testbetrieb beginnt voraussichtlich im Herbst 2025 auf einem Großteil der Burgdorfer Buslinie 906. Die Strecke ist rund 7 km lang, weist 13 Haltestellen, zehn Ampelkreuzungen sowie „urbane Herausforderungen wie Kreisverkehre und Fußgängerüberwege“ auf. Entlang der Strecke sind zu 90 Prozent Tempo-30-Zonen vorherrschend. Der 8-m-Wagen mit Kameras rundum, Ultraschallsensoren, Radar- und Lidarausstattung bietet 22 Sitzplätze, seine Reichweite wird mit bis zu 300 km angegeben.
Der automatisierte Bus wird nur wochentags und zusätzlich zu den regulären Bussen der Linie 906 verkehren. Mitfahren kann nur, wer sich vorher registriert hat. Alle Mitfahrenden müssen sitzen. Zwar liegt an der Strecke neben einer Berufsschule auch ein Schulzentrum, doch müssen alle potenziellen Fahrgäste volljährig sein. Die autonomen Fahrten werden, auch das ist Vorgabe, ständig von einem Fahrer und einer Fachkraft des Herstellers begleitet. Befürchtungen aus der Politik, dass damit die durch fahrerlosen Betrieb erhoffte Personaleinsparung konterkariert sei, wurde mit Hinweis auf Vorgaben des Gesetzgebers für die Zeit des Testbetriebs begegnet. Alle Nutzer werden gebeten, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Fällt die Akzeptanz mehrheitlich positiv aus, könnten für eine zweite Testphase zunächst drei autonome Busse durch die Region Hannover beschafft werden. (ht.)