Allianz: Bahnpendler entlasten

Die Allianz sieht bei der Entlastung von Pendlern „politischen Handlungsbedarf“; Foto: DB AG/Wolfgang Klee
Laut Allianz zahlten Bahnnutzer im Nahverkehr 2020 im Schnitt 16 Prozent mehr als 2015. Autofahren verteuerte sich dagegen um nur vier Prozent. „Die Zahlen unterstreichen den gewaltigen politischen Handlungsbedarf im Verkehr“, betont Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kosten für den klimafreundlichen Nahverkehr auf der Schiene stärker zunehmen als die für den motorisierten Individualverkehr mit seiner hohen Belastung der Umwelt und der Gesellschaft insgesamt.“ Wer sich für ein umweltfreundliches Verkehrsmittel entscheidet, dürfe dafür nicht finanziell bestraft werden. „Wir brauchen endlich faire Wettbewerbsbedingungen im Verkehr.“
Dafür gilt es laut Flege, die Bahnen von der Stromsteuer zu befreien und die EEG-Umlage für E-Triebzüge zu senken. Zudem solle der Bund die Trassenpreise für die Zeit der Pandemie streichen und danach halbieren. „Mit fairen Wettbewerbsbedingungen wäre der Öffentliche Verkehr für viele Menschen noch attraktiver“, erklärt Flege. „Derzeit aber zahlt der Schienenverkehr die europaweit höchste Stromsteuer auf Fahrstrom, Ökosteuer, EEG-Umlage, Schienenmaut und muss für 100 Prozent der CO2-Zertifikate im Emissionshandel kostenpflichtig aufkommen.“ Die konkurrierenden Verkehrsträger hingegen leisteten kaum einen Beitrag zur Energiewende.
„Der alleinige Vergleich von prozentualen Preisanstiegen hinkt und sagt nichts über die tatsächlichen Mobilitätskosten aus“, betont hingegen Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Das Preisniveau für ein ÖPNV-Abo liege insgesamt deutlich unter den Kosten für den Unterhalt eines Pkws.
Derzeit kostet ein Monatsticket im städtischen Nahverkehr laut des Hauptgeschäftsführers im Schnitt 55,20 Euro, das entspreche etwa einer Tankfüllung beim Auto. Die monatlichen Kosten für einen durchschnittlichen Kleinwagen beliefen sich laut ADAC auf mindestens 400 Euro monatlich.
Wolff: „Richtig ist, dass die Ticketpreise im Nah- wie auch im Fernverkehr in den letzten Jahren moderat gestiegen sind. Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche Ticketpreissteigerung im ÖPNV bei 1,3 Prozent, im Jahr 2019 waren es im Schnitt 1,75 Prozent. Die Verkehrsunternehmen erwirtschaften daraus allerdings keine Gewinne, sondern investieren jeden Euro direkt wieder in den Betrieb.“ Je mehr ÖPNV angeboten werde, desto mehr Fahrzeuge und Personal seien nötig. Die daraus entstehenden Kosten würden zu einem Großteil auch über Ticketeinnahmen finanziert. „Bund und Länder haben uns gerade in diesem coronabedingt schwierigen Jahr mit einem Rettungsschirm von bis zu 5 Mrd Euro im Hinblick auf entgangene Ticketeinnahmen massiv unterstützt und werden dies hoffentlich weiterhin tun. Daher ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um zusätzliche Forderungen nach Entlastung zu stellen.“ (mab)