Regionalbus-Wettbewerb als Normalfall

Wo die öffentliche Hand nicht selbst Nahverkehr produziert und demzufolge keine eigenen Substanzwerte verteidigen muss, wird Wettbewerb mehr und mehr zum Normalfall. Die Palette der Verfahrensoptionen wird immer bunter. Während Mittelständler zulegen können, sind Konzerne unter Druck oder sogar auf dem Rückzug.

Über einen Rückzug von Transdev VLD aus dem hessischen Landkreis Limburg-Weilburg wird seit fast einem Jahr spekuliert (ÖPNV aktuell 85/12).
Jetzt ist es amtlich: Der französische Konzern hat sich mit den lokalen Aufgabenträgern und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf eine vorzeitige Vertragsauflösung verständigt (Details in nachfolgender Tabelle).
Ob Transdev einen Abstand dafür zahlt, ist nicht mitgeteilt geworden. Davon ist jedoch auszugehen. In jedem Fall sind die Besteller nun mit Mehrkosten durch Ausschreibung konfrontiert. Dazu kommt ein nicht unbeträchtliches Risiko, dass die Vergütungen über das bisherige Maß und womöglich auch über die Prognosen steigen.
Pforzheim jedenfalls geht davon aus, dass Ausschreibungen derzeit eine eher geringe Chance auf Preissenkungen bieten. Viel größer wird die Gefahr von Preissteigerungen eingeschätzt. Am Wettbewerb will man trotzdem festhalten, als Gesellschafter aber weiterhin mitreden.
In Mittelhessen hatte Transdev VLD unter anderem Aufträge eingeheimst, die zuvor von Abellio VM bedient worden waren. Doch diese Verträge waren defizitär, und der neue Konzerneigentümer Nederlandse Staatsbahn (NS) kaufte daraufhin seine Filiale frei und stieß so die Dauerverlustbringer ab.
Damals soll ein Ausgleich geflossen sein, wie es aus Kreisen der Aufgabenträger, aber auch beim Wettbewerb hieß. DB Regio jedenfalls hatte öffentlich gefordert, auch in den Genuss einer solchen Option zu kommen.
Offensichtlich wird dem verkehrsroten Konzern aber bis heute ein größeres Beharrungsvermögen zugetraut – vielleicht auch wegen der Möglichkeit zu Querfinanzierungen über den SPNV oder die Infrastruktur?

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