Mobilität: Weniger Freiheit für Frauen

Mit der Studie „Gleichstellung in der Mobilität“ hat die Familienforschungsstelle Baden-Württemberg die Mobilitätssituation von Männern und Frauen unter die Lupe genommen. Auftraggeber ist das Landesverkehrsministerium.

Im Mobilitätsverhalten zeigen sich dabei deutliche Unterschiede, ebenso bei deren Ursachen. Zum einen müssten Frauen häufiger die Sorgearbeit übernehmen und dadurch komplexere Wegeketten zurücklegen. In zehn Prozent ihrer Wege begleiten Frauen laut Studie andere. Bei Männern sind das nur sechs Prozent. Als Beispiel wird genannt, Kinder zur Kita zu bringen, anschließend zur Arbeit zu fahren, die Kinder zum Sport zu bringen und dazwischen den Einkauf zu erledigen. Das erfordere „barrierefreie, flexible, schnell zu erreichende, zuverlässige und bezahlbare Verkehrsmittel“. Bei Stadt- und Mobilitätsplanungen solle dafür die Geschlechterperspektive bereits einbezogen werden.

Wesentlich ist laut Untersuchung auch der Sicherheitsaspekt. Insbesondere wenn es um Mobilität im Dunkeln geht, schränkten sich Mädchen und Frauen oft ein. 68 Prozent der Frauen fühlen sich nachts ohne Begleitung im ÖPNV eher oder sehr unsicher. Verbesserte Beleuchtung und Einsehbarkeit etwa durch das Zurückschneiden von Hecken wirkten dem dagegen.

Auf NaNa-Nachfrage, welche konkreten Maßnahmen auf die Studie folgen könnten, räumte ein Ministeriumssprecher zum einen teils fehlende Handhabe von Landesseite ein – soweit es etwa um Fragen wie Beleuchtung und Einsehbarkeit von Wegstrecken gehe. „Wir schauen als Land natürlich, dass unsere Parkraumgesellschaft die landeseigenen Parkhäuser entsprechend einrichtet.“ Aber in der Breite hätten die Kommunen die Gestaltung in der Hand. Insofern habe das Land – und damit auch die Studie – eine „eher appellative Rolle“, so der Sprecher.

Speziell im SPNV habe das Land als Aufgabenträger in den vergangenen Jahren in den Verkehrsverträgen aber auch neue Sicherheitsregelungen aufgenommen. Über die bestehende Uniform-Freifahrtregelung hinaus nannte der Sprecher als jüngstes Beispiel, dass nun auch Kripo-Beamte in den Zügen im Land kostenlos mitfahren. Ihre Anwesenheit könne in schwierigen Situationen helfen. Zudem gebe es auf nachfragestarken Strecken eine 100-prozentige Zugbegleitung, unterstützt durch Videoüberwachung und, wenn notwendig, durch Sicherheitspersonal. Ebenso liefen Pilotprojekte für Body-Cams, auch für Zugpersonal.

Einen weiteren Schwerpunkt der Studie, ebenfalls mit Blick auf das Geschlechterverhältnis, bildete die Sicherheit im Straßenverkehr. Männer seien durch risikoreicheres Verhalten die Hauptverursacher von Verkehrsunfällen. Ein großes Thema seien auch falsch geparkte Autos auf Gehbeziehungsweise Radwegen. Was dabei die konkrete Maßnahmenhinterlegung der Studie anbelangt, verwies der Sprecher zum einen auf das jüngst verabschiedete Landesmobilitätsgesetz. Das ermögliche digitale Parkraumkontrollen. Am 18. September startete in Heidelberg ein erstes Projekt mit einem Scan-Fahrzeug, das digital Kennzeichen erfasst. Weniger die wirtschaftliche Sicht, wie bei den Kommunen, sei dabei aus Landesperspektive relevant. „Für uns ist wichtig, dass die Gehwege frei sind, dass die Kreuzungen frei sind“, betonte der Sprecher des Landesverkehrsministeriums. Zudem stehe im kommenden Jahr eine Kampagne für Verkehrssicherheit auf dem Programm, die gezielt auf die Gruppe junger Männer abziele. Auch Verkehrsrecht könne ein Hebel sein. Dabei setze sich das Land etwa für stringentere Regelungen zum Pflicht-Fahrtenbuch ein. Bislang sei man beim Bund damit aber noch nicht durchgedrungen. (dhe)

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