"Leuchttürme müssen leuchten dürfen"

Dr. Jan Schilling, Vorstand Marketing der DB Regio AG; Foto: FAV
Modellregionen, Förderprojekte, Reallabore: Gut, dass es sie gibt! Innovative Verkehrskonzepte werden an Bildschirmen, in Büros und Besprechungsräumen erdacht. Aber um sie zu testen und zur Anwendungsreife zu führen, müssen Räder rollen und Menschen mitfahren. So wie bei SMILE24 rund um die Schlei in Schleswig-Holstein.
Mit Expressbuslinien auf den Hauptachsen, On-Demand-Shuttles zur Erschließung kleinerer Ortschaften und Siedlungen, ergänzenden Sharing-Angeboten und touristischen Buslinien in der Ferienzeit ist SMILE24 qualitativ und quantitativ ein bundesweites Leuchtturmprojekt. Gemeinsam mit den Kreisen Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde brachte der Nahverkehrsverbund Schleswig- Holstein (NAH.SH) das Projekt auf den Weg. Gefördert wird SMILE24 überwiegend vom Bund, darüber hinaus vom Land, von NAH.SH und den beiden Landkreisen. DB Regio bringt Verkehre auf die Straße und unterstützt das Projekt auch darüber hinaus, zum Beispiel durch Marktforschung und verkehrsmittelübergreifende Auslastungs- und Nutzungsmessungen.
Ostern 2024 startete der Betrieb. Schon jetzt ist klar: Das Projekt ist ein Erfolg. Verglichen mit der Zeit vor der Einführung des Deutschlandtickets im Frühjahr 2023 stieg die Zahl der Fahrgäste um die Hälfte. Zwei renommierte Preise hat SMILE24 gewonnen, den Deutschen Mobilitätspreis in der Kategorie „Praxisbeispiele“ und den Deutschen Tourismuspreis. Es stößt auch international auf Interesse: Im Rahmen des „On-Demand-Mobility Committee Meeting“ des Weltverbands des öffentlichen Verkehrs UITP ließen sich Fachleute aus 14 Nationen SMILE24 in Schleswig-Holstein erläutern. Besser kann ein Projekt kaum laufen – wäre da nicht die Frage, wie es weitergeht.
Dass Förderprojekte, Modellregionen und Reallabore einen begrenzten zeitlichen Rahmen haben, liegt in der Natur der Sache. Zwei Dinge sind in der Praxis jedoch problematisch: knappe Förderzeiträume und fehlende Perspektiven im Anschluss. Bis ein zunächst nur theoretisch beschriebenes Konzept in der Praxis erprobt werden kann, vergeht viel Zeit für die Vorbereitung. Die fehlt bei kurz bemessener Projektdauer dann für den produktiven Testbetrieb. Das Potenzial für den Fahrgastmarkt, um das es ja in der Regel geht, lässt sich dann nur grob bestimmen. Schließlich müssen sich neue Angebote erst etablieren.
Aber selbst dann, wenn sich ein großes Potenzial abzeichnet wie bei SMILE24, bleibt das Problem der Anschlussfinanzierung. Der Förderzeitraum für SMILE24 endet am 31. Dezember 2025. Danach auf das alte Angebot zurückzufallen, wäre den Menschen in der Region nur schwer zu vermitteln. Nicht zuletzt ist der ÖPNV auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – gerade auch für eine Tourismusregion. Es braucht daher eine passgenaue Anschluss- und Regelfinanzierung, um die gewonnenen Erkenntnisse in eine dauerhafte Realität vor Ort zu überführen, damit zu sichern und für andere Regionen in ihrer Skalierbarkeit verfügbar zu machen.
Das gilt nicht nur für SMILE24, für das sich hoffentlich eine Lösung findet, sondern auch darüber hinaus. Es herrscht in Deutschland kein Mangel an Förderprojekten und Reallaboren. Aber wenn es keine Skalierbarkeit und trotz Erfolg keine weitere Finanzierung gibt, bleiben sie Muster ohne Wert. Daher müssen Perspektiven von Beginn an mitgedacht werden.