Erfahrungsaustausch zu Reaktivierungen

Beim niedersächsischen Netzwerktreffen zur Reaktivierung von Bahnstrecken geht es stets auch um grundsätzliche Weichenstellungen; Foto: Achim Uhlenhut
Fachvorträge, Erfahrungsberichte und eine offene Diskussion prägen die jährlichen Reaktivierungstreffen. Aktuell sollten in Hannover auch die Reaktivierungsbeschlüsse zu Eisenbahnstrecken in Niedersachsen behandelt werden, doch die Landesregierung und der „Parlamentarische Lenkungskreis Reaktivierung“ hatten deren Veröffentlichung kurzfristig um einige Wochen verschoben. So blieb den mehr als 50 Teilnehmenden mehr Platz für Erfahrungsberichte aus Niedersachsen, aber auch aus angrenzenden Regionen. So blickte Rolf Schulze vom Förderverein Jeetze(l)talbahn e.V. auf Beispiele und Vorhaben in Dänemark. Dies ist immerhin das einzige Land Europas, in dem sämtliche stillgelegten Straßenbahnbetriebe reaktiviert wurden – auch wenn es nur vier waren und sind. Bei den Bahnstrecken ist die Zwischenbilanz zwiespältig, aber hoffnungsvoll. In Dänemark gebe es „Stationen, die haben mehr Fahrgäste als manche Strecke“, aber der Streckenerhalt sei dennoch vorrangig – da brauche es mitunter viel Überzeugungsarbeit.
Die ist auch Hauptaktivität von Josef Efken und seinen Mitstreitern aus dem Raum nordwestlich von Braunschweig. Hier gab es über Jahrzehnte ein Auf und Ab in Sachen Reaktivierung des nunmehr so genannten „Spargelexpress“. Eine Normalspurstadtbahn war geplant, erste Gleise für deren Verlauf am anderen Ende der Trasse am Braunschweiger Hauptbahnhof verlegt – dann wurde neu gerechnet, das Projekt gestoppt: Die Fahrzeuge sollten deutlich teurer werden. Inzwischen nutzt ein Logistiker einen Streckenteil, womit auch Personenverkehr nach Wendeburg wieder eine neue Chance haben kann. Vor Ort sind inzwischen nicht nur die Bahnbefürworter zuversichtlich – doch wurde für einen Streckenteil einem Entwidmungsantrag stattgegeben. Pikant daran: Nicht herauszufinden sei über die beteiligten Behörden, wer diesen stellte.
Neue Hoffnung gibt es für die zwischenzeitlich von der Bückebergbahn betriebene Strecke von Rinteln nach Stadthagen. Hoher Investitionsbedarf zwang zum Aufgeben, nun steht mit der Diepholzer Kreisbahn ein neuer Betreiber bereit. Dort wie auf anderen Strecken kann eine temporäre Nutzung für touristische Zwecke oder eine Museumsbahn die Infrastruktur für eine Reaktivierung im SPNV retten, ehrenamtliches Engagement – auch in eigens gegründeten Bahngesellschaften – ist bis auf weiteres oft unerlässlich. (ht.)