Allianz-Forderung zu Bahnhöfen

Laut der Auswertung ist weniger als jedes vierte Bahnhofsgebäude noch im Besitz der DB; Foto: DB AG/Axel Hartmann Fotografie
Das zeigt eine Auswertung der Allianz pro Schiene, die erstmals Auskunft darüber gibt, wie viele Empfangsgebäude in den Bundesländern von den Kommunen gekauft worden sind. Das Interessenbündnis fordert eine partnerschaftliche Herangehensweise von Bund, Ländern, Kommunen und Privateigentümern, um die teils ungenutzten und sanierungsbedürftigen Gebäude wieder den Reisenden zugänglich zu machen. „Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass hunderte Bahnhofsgebäude bundesweit leer stehen oder sogar verfallen“, betont der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Zur Verkehrswende gehört, dass wir Bahnhöfe für mehr Zugreisende ertüchtigen.“
Ursache für den groß angelegten Verkauf von Bahnhofsgebäuden um die Jahrtausendwende sei ein finanzieller Fehlanreiz durch den Bund gewesen: Die DB sollte ihre Empfangsgebäude durch Mieteinnahmen finanzieren – doch wo sich keine Mieter fanden, war das nicht möglich. Flege: „Im Rückblick ist allen Beteiligten klar, dass es ein großer Fehler war, Bahnhofsgebäude wie ganz gewöhnliche Immobilien zu behandeln und dort, wo sie sich nicht selbst finanzieren konnten, zu verkaufen. Das Ergebnis ist, dass fast 80 Prozent der Empfangsgebäude heute nicht mehr der Deutschen Bahn gehören. Das macht die Weiterentwicklung der Gebäude im Sinne der Reisenden nicht eben einfacher.“ Weil man die damaligen Käufer nicht nachträglich zu mehr Engagement für die Gebäude verpflichten könne, gelte es nun mit Blick nach vorn auf Anreize zu setzen, um die Gebäude wieder für die Fahrgäste nutzbar zu machen. Der Geschäftsführer: „Es braucht jetzt positive Impulse, die Kommunen und Privateigentümer bei der Entwicklung von Bahnhofsgebäuden unterstützen.“
Aus Sicht der Allianz braucht es dafür sowohl finanzielle als auch organisatorische Unterstützung, um Nutzungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Zunächst sei der Bund als ursprünglicher Eigentümer der Bahnhofsgebäude gefragt, gemeinsam mit Ländern und Kommunen Verantwortung für die Wiederherstellung zu übernehmen. „Alle Ebenen müssen an einem Strang ziehen, um die Empfangsgebäude wieder zu Verkehrsstationen zu entwickeln. So sollte zum Beispiel geprüft werden, wie die Städtebauförderung so erweitert werden kann, dass auch Privateigentümer in ihrem Engagement unterstützt werden, Bahnhofsgebäude wieder nutzbar zu machen“, erläutert Flege.
Außerdem seien viele Eigentümer von Bahnhofsgebäuden damit überfordert, ein Nutzungskonzept zu entwickeln. „Es ist enorm wichtig, dass die Akteurinnen und Akteure vor Ort in ihren Bemühungen unterstützt werden. Die neu geschaffene DB InfraGO AG will Bahnhöfe wieder danach ausrichten, dass die Allgemeinheit davon profitiert; sie kann eine gute Anlaufstelle für planerische und organisatorische Unterstützung sein.“ Auch Beratungsstellen wie die „Kompetenzstelle Bahnhof“ beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg seien wichtig, um bei der Wiederbelebung der Gebäude zu unterstützen. (mab)